Zu Beginn eines neuen Jahres überlegen sich die meisten was sie in der Zukunft anpacken und erreichen wollen. Oft wird daraus eine ziemlich lange Liste an Aufgaben, die hauptsächlich das Ziel verfolgen uns erfolgreicher, begehrenswerter und bewundernswerter zu machen. Denn das alles wird uns ganz sicher glücklicher machen, glauben wir. Glücklich zu sein ist die Motivation. Ohne eine garantierte, allgemein gültige Lösung ist aber jeder einzelne noch auf der Suche. Reichtum, Schönheit und Macht gelten in der Gesellschaft oft als die anzustrebenden Ziele, aber wir kennen mehr als genug Beispiele von Menschen die eines oder gar alles davon haben und selten hat es ihr Leben zum Glück hin verändert, im Gegenteil manchmal eher zum tragischen.
Ich glaube das andere Dinge deutlich mehr bedeuten, wie einen Sinn im Leben zu finden, eine Aufgabe um etwas zum großen Ganzen beizutragen. Das Universum verläuft nach Regeln, jedem Impuls folgt eine Ursache-Wirkung-Beziehung. Nicht mal ein Supercomputer, geschweige den ein menschliches Gehirn, könnte alle Ergebnisse aller Ereignisse vorhersagen. Tatenlosigkeit existiert im Prinzip nicht, da auch "Nichtstun" eine Handlung ist. Es bleibt nur alle Dinge nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Aber ist das nicht meistens das eigentliche Problem? Wie erkennt man nun was zu tun ist?
Achtsamkeit ist der erste Schritt. Die meisten Aufgaben erledigen wir, nachdem wir sie gelernt haben, unbewusst, praktisch im Autopiloten. Das spart unserem Hirn die Rechenleistung jedesmal die Bewegungsabläufe neu einzuüben und ist damit an sich keine schlechte Sache. Aber wenn wir uns ein (schädliches) Muster erst einmal eingeprägt haben werden wir es ganz schlecht wieder los. Wenn wir ehrlich, so richtig ehrlich, unsere unterbewussten Verhaltensweisen hinterfragen basieren viel zu viele auf Vorurteilen, leichtfertigen Annahmen und Verallgemeinerungen, die uns normal gar nicht auffallen. Die erste Übung zu mehr Achtsamkeit ist also die eigenen Gedanken und Emotionen zu beobachten, die im Geist auftauchen, in dem Bewusstsein das sie zwar da sind aber nicht die handelnde Instanz, nicht das beobachtende Bewusstsein sind. Gedanken vergehen, das Selbst bleibt. Oft machen wir das schon ganz unterbewusst, wenn wir in einer aufwühlenden Situation erst einmal tief durchatmen und spüren wie die Gefühle sich wieder beruhigen. Achtsamkeit hilft neben den Gewohnheiten präsent zu sein, sie mit Abstand zu betrachten, und die eigene Entscheidungskraft zu nutzen um konstruktiv zu handeln und destruktives Verhalten abzulegen. Die gute Nachricht, auch durch Studien der modernen Psychotheraphie unterstützt, ist nämlich das man neue Verhaltensweisen kultivieren kann. Dazu braucht man aber Zeit und vor allem Disziplin bis die alten Muster überschrieben sind.
Achtsamkeit kann unser Leben aber nicht nur in ganz speziellen Situationen bereichern sondern das Erleben der Realität an sich. Auf dem Weg vom Jetzt bis zu der Zeit in der wir planen glücklich zu sein, weil wir dies oder jenes erreicht haben, nehmen wir uns kaum Zeit um den Weg an sich zu genießen. Wir verschwenden also den Hauptteil unseres Lebens in dem wir bereits glücklich sein könnten. Und wer garantiert uns ob wir das Ziel überhaupt erreichen werden? "Ein Hamsterrad hat von innen eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer Karriereleiter..." Öfter mal im Moment ankommen kann man, indem man einfach mal tief atmet und versucht seinen Körper zu spüren.
Auch Meditation kann helfen einen ruhigen Platz in sich zu finden, um mit dem "Außen" ein wenig gelassener umgehen zu können. Sehr erfolgreich wird eine davon abgeleitete Form als "Bodyscan" auch im klinischen Bereich zur Therapie von Schmerz- und Depressionpatienten genutzt. Interessant sind die Ähnlichkeiten zur klassischen buddistischen Vipassana-Meditation. Für den Anfang eignet es sich gut ein paar Minuten bewusst den Atem wahrzunehmen. Das ist gar nicht so einfach wie es sich zunächst anhört, überraschend schnell wird man von Gedanken abgelenkt. Aber mit regelmäßigem Üben verbessert man seine Achtsamkeit schnell. Diese Technik lässt sich auch gut auf alltägliche Tätigkeiten übertragen.
Zwischen 80 und 90 % unserer Gedanken und Sorgen drehen sich um die Vergangenheit, die wir nicht mehr ändern können, und um die Zukunft, die wir noch nicht formen können. Es bleiben also nur 10 bis 20 % um die Gegenwart zu genießen. Es verwundert mich nicht, das es uns so selten gelingt. Aber letztendlich ist das Jetzt die einzige Zeitform, die wir erleben und erfahren können, deswegen denke ich ist der beste Weg für mehr Glück, alle Handlungen bewusster auszuführen. Alle Antworten findet man in der Stille und die Stille findet man in der Achtsamkeit.
Ein glückliches Jahr 2014! Hari Om!